Skin stressed out! – Wie macht sich Stress an der Haut bemerkbar und was kann ich tun?

Wir kennen das alle zur Genüge: ein stressiger, durchgetakteter Alltag mit zu vielen Aufgaben und scheinbar zu wenig Zeit. Zusätzlich zum Alltag erhöhen Herausforderungen wie die Pandemie, psychische Belastungen oder die Vorweihnachtszeit das Stress Level dauerhaft. Erste Warnsignale unseres Körpers nehmen wir meist nicht wahr­­­­­ und wenn, kann es manchmal schon zu spät sein. Unsere Haut wird nicht umsonst als „Spiegel der Seele“ bezeichnet. Auch hier zeichnet sich ein dauerhaft erhöhter Streß Level sichtbar ab.

Für diesen Beitrag habe ich mich intensiv dem Thema Stress im allgemeinen sowie in Bezug auf unsere Haut beschäftigt. Was passiert bei zuviel Stress im Körper und in unserer Haut und wie können wir mit Hilfe von kosmetischen Pflegeprodukten und unseren Lebensgewohnheiten einen positiven Beitrag für unsere Hautgesundheit leisten?

Achtung! Die Warnsignale des Körpers

Stressige Phasen gehören zum Leben dazu. Dies lässt sich oft nicht vermeiden und wenn diese Phasen in Maßen erfolgen, können sie sogar positiv wirken. Hält die Streß Phase allerdings an oder folgt keine wirkliche Entspannung, so kann dies zu schwerwiegenden Symptomen führen. Die ersten Streß Symptome sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich, stellen aber ein deutliches Warnsignal des Körpers dar. Verspannte Schultern, Kopfschmerzen, Ohrensausen bis hin zu einem monotonen Pfeifen im Ohr, Schlafstörungen, Gereiztheit und Hauterscheinungen wie Rötungen, Juckreiz und Pickel sind nur einige Symptome, mit denen unser Körper auf sich aufmerksam macht. Ignorieren wir diese Signale, so kann es zu chronisch manifestiertem Stress auf psychischer und physischer Ebene kommen. 

Alarmbereit: Interne Reaktionen auf Stress

Stress allgemein ist in unserer Gesellschaft eher negativ behaftet. Betrachten wir die Abläufe in unserem Körper, stellen wir allerdings fest, dass Stress eine großartige Reaktion unseres Körpers ist. Identifiziert unser Gehirn eine Reaktion als stressig, so werden die Streßhormone Cortisol und Adrenalin ausgeschüttet. Dadurch ist der Körper in Alarmbereitschaft versetzt. Als Reaktion steigt unser Blutdruck, die Muskeln werden intensiver durchblutet und der Blutzuckerspiegel steigt ebenfalls an. Unsere Organe werden besser durchblutet, während die Blutzirkulation in unserer Haut gemindert wird. Unsere Atmung und der Herzschlag werden beschleunigt, unsere Nacken- und Rückenmuskulatur spannt sich an und nicht benötigte Funktionen wie z.B. die Darmtätigkeit werden vorübergehend heruntergefahren. Durch die Streßhormone werden zudem Entzündungsprozesse ausgelöst und die Abwehrzellen unseres Immunsystems wandern aus dem Blut ins Gewebe. Hier können sie bei Bedarf mögliche Krankheitserreger schneller und effizient bekämpfen. Körperliche Streß Reaktionen werden auch bei Erkrankungen wie z.B. Tumor Erkrankungen, ausgelöst. Die Ausschüttung des Adrenalins unterstützt den inneren Abwehrmechanismus des Körpers gegenüber bösartigen Zellen. Zum Ausgleich der Entzündungsprozesse wird kurz darauf das Streßhormon Cortisol ausgeschüttet. Beide Streßhormone, Adrenalin und Cortisol, zählen somit zu der selbstregulierenden Hormonreaktion. Diese reguliert die Immunabwehr in Gefahrensituationen und schützt somit unseren Körper.

In der Evolution ermöglichte diese Kaskade der körperlichen Reaktion den Fluchtmodus, um vor dem Säbelzahntiger davon laufen zu können. Der Mensch wurde bei drohender Gefahr schneller, reaktionsfähiger und kräftiger. Gesteuert wird der „Kampf und Flucht Modus“ durch den Sympathikus. Der Sympathikus ist ein Bestandteil des vegetativen Nervensystems. Ist die Gefahren- oder Streßsituation beendet, so steuert der Parasympathikus entgegen. Dieser reguliert die Körperfunktionen, die für die Hochleistung erforderlich waren, wieder runter und der Körper kehrt zu seinem normalen Ausgangszustand zurück.

Heute sehen die „Gefahren“, die uns in Stress versetzen anders aus: dauerhafter Leistungsdruck, Lärm und permanente Erreichbarkeit lösen Stress und somit die Ausschüttung der Streßhormone Adrenalin und Cortisol aus. 

Zu den heutigen Streßfaktoren zählen zum Beispiel:

  • eine stressige Arbeitsatmosphäre
  • hoher Leistungsdruck
  • ständige Reizüberflutung durch Smartphone und Computer
  • übermäßiger Gebrauch der sozialen Medien
  • laute und enge Innenstädte
  • umweltbedingter Lärm
  • ständige Erreichbarkeit
  • häufiges checken der Arbeits-Emails in der Freizeit
  • sozialer Stress durch Trennungen und Familienkonflikte
  • mangelnde Anerkennung durch Partner, Kollegen und Vorgesetzte

Leiden wir unter immer wiederkehrendem Stress und bleiben die darauffolgenden Entspannungsphasen aus oder werden immer kürzer, so werden Adrenalin und Cortisol permanent ausgeschüttet und unser Körper ist in ständiger Alarmbereitschaft. Dies kann zu chronischem Stress führen. Unser Körper hat nun nicht mehr die Möglichkeit, den Stress sowie die Streßhormone abzubauen und dem gegenzuwirken. Diese Auswirkungen können gefährlich für unsere Gesundheit sein. Schlafstörungen, innere Unruhe, Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, geringere Leistungsfähigkeit und Gedächtnisstörungen können auftreten. Angststörungen, Depressionen und Burnout zählen hier zu den Folgeerkrankungen. Sichtbare Veränderungen der Haut sind hier ebenfalls zu nennen.  Ein geschwächtes Immunsystem, Bluthochdruck, Muskelverspannungen und ein erhöhtes Risiko für Diabetes, Herzinfarkt und Schlaganfall können schwerwiegende Folgen sein.  

Spiegelbild Haut

Unsere Psyche und körperliche Symptome hängen stark zusammen. Auch die Haut reagiert auf psychische Belastungen und Unwohlsein und kann Gefühle und Stimmungen widerspiegeln. Unsere Haut reagiert häufig mit Streß Pickeln, Ekzemen, Rötungen, juckender Haut und Verschlechterungen von bestehenden Hauterkrankungen wie z.B. atopischer Dermatitis (Neurodermitis) in stressigen Lebenssituationen und bei psychischen Belastungen. Zunehmend wird der Zusammenhang zwischen Hautreaktionen und der Psyche untersucht und spielt bei der dermatologischen Diagnostik eine immer größer werdende Rolle. Die psychosomatische Dermatologie oder auch Psychodermatologie erforscht den Zusammenhang von Stress und Symptomen der Haut. Sie kann heute mit Sicherheit bestätigen, dass die Haut als größtes Organ unseres Körpers auf Stress und psychisches Ungleichgewicht reagiert. Die Haut ist also nachweislich der Spiegel unserer Seele.

Wenn nach den ersten unschönen Symptomen die Lebensgewohnheiten nicht verändert werden oder die Streß Phase anhält, so verschlechtert sich oft der Hautzustand. Dieser führt dann wiederum zu Stress und zum allgemeinen Unwohlsein in der Haut. Menschen, die unter Akne, Ekzemen, atopischer Dermatitis oder Psoriasis (Schuppenflechte) leiden, fühlen sich oft stigmatisiert. Dieses Gefühl verstärkt den Stress und es entsteht ein Teufelskreis. Liegt der Fokus nun auf der stressigen Lebenssituation und den Symptomen und nicht auf der Haut mit ihren Hautproblemen, so können diese sich zunehmend verschlimmern. Durch die fehlende Aufmerksamkeit gegenüber der Haut kann sich der Hautzustand so über einen längeren Zeitraum verschlechtern. So leiden Menschen plötzlich unter schwerwiegenden Erkrankungen wie Ekzemen, Nesselsucht oder Spätakne, die zuvor keinerlei Hautprobleme hatten. Bei Menschen mit atopischer Dermatitis ist der Zusammenhang zwischen erhöhtem Streß Level und Verschlechterung der Haut bereits bekannt. Gleiches gilt für das Auftreten des akuten Lippenherpes. In diesen Fällen sprechen wir von psychosomatischen Dermatosen. Studien konnten den Einfluß von psychischen Faktoren auf die Manifestation, den Verlauf sowie die Therapie von überwiegend genetisch disponierten Hauterkrankungen nachweisen. Entsprechend sollte bei der Behandlung von Hauterkrankungen auch die psychische Seite berücksichtigt werden.

Ein über längere Zeit erhöhter Cortisolspiegel führt nicht nur zu Hautproblemen. Unsere Hautalterung wird dadurch ebenfalls beschleunigt. Dies liegt daran, daß das Cortisol die Kollagenfasern in unserer Haut angreift und den Abbau der Kollagenfasern erhöht. Zusätzlich werden freie Radikale durch den erhöhten Cortisolspiegel begünstigt. Unsere Haut wird dadurch schlaffer, es entstehen Falten und der Hautzustand im allgemeinen verschlechtert sich. Eine weitere Folge ist eine geschwächte Barrierefunktion unserer Haut sowie eine verstärkte Talgproduktion. Die Haut ist außerdem nicht mehr in der Lage, Feuchtigkeit in ausreichender Menge zu speichern. Folglich leiden wir unter Pickeln und Entzündungen, Irritationen und trockener Haut. Dieses Hautmilieu bietet wiederum den perfekten Nährboden für Hautunreinheiten, weitere Irritationen und Bakterien. Die Regeneration der Haut ist ebenfalls verlangsamt, wodurch die Haut schnell müde und fahl aussieht. Der strahlende Glow fehlt und der Stress ist uns sofort anzusehen. Zudem können äußere Faktoren wie Umwelteinflüsse, aggressive Kosmetikprodukte und Tenside, Chemikalien und Duftstoffe unsere Haut negativ beeinflussen und Stress begünstigen.

Care the stress away: Kosmetische Pflegetipps und Möglichkeiten zur Entspannung 

Die richtige Pflege unserer Haut kann vor allem in Stress Phasen unterstützend wirken. Aggressive Reinigungs- und Pflegeprodukte sollten gemieden werden und zuviel verschiedene Pflegeprodukte und Wirkstoffe können die Haut zusätzlich reizen und streß bedingte Hautprobleme verstärken. Damit die Haut nicht zusätzlich gereizt und ausgetrocknet wird, sollte lauwarmes Wasser bei der Reinigung sowie sanfte Enzympeelings verwendet werden. Mechanische Peelings und Bürsten können nun irritierend und reizend wirken. Die Hautbarriere sollte mittels kosmetischer Pflege stabilisiert und gestärkt werden. Feuchtigkeitsspendende Masken und Pflegeprodukten wirken nun unterstützend, wogegen sehr reichhaltige Produkte die Haut reizen und beschweren können. Die Hautpflege sollte auf jeden Fall auf den akuten Hautzustand abgestimmt sein. Ausreichend viel Wasser oder ungesüßter Tee hilft zudem, den Feuchtigkeitshaushalt von innen zu regulieren. Ausreichend viel Schlaf senkt den Cortisolspiegel und hilft der Haut, sich besser zu regenerieren.

Wichtig ist vor allem, daß wir uns nach Streß Phasen Entspannung gönnen, um wieder in unsere Mitte zu finden. Die Balance zwischen Anspannung und Entspannung, zwischen Sympathikus und Parasympathikus sollte unser Ziel für ein gesundes Leben sein. Anstatt uns mit Essen und hier vor allem mit Zucker zu beruhigen, hilft zum Beispiel ein Spaziergang an der frischen Luft. Der Parasympathikus wird in der Natur aktiviert, so daß ein kurzer Spaziergang im Wald oder am Meer Streßhormone abbaut. Zusätzlich stellt sich ein Gefühl der Ruhe und Entspannung ein. Für unsere Augen ist es außerdem sehr erholsam, nicht nur auf einen Monitor zu starren. Sie erholen sich beim Blick ins Grüne. Sportliche Bewegung sowie fest eingeplante Pausen- und Entspannungszeiten sind außerdem hilfreich. Diese Auszeiten können klein sein, sollten aber regelmäßig stattfinden. Bewegung, ein gutes Buch, Atemübungen, Beauty Rituale oder Auszeiten von Social Media, E-Mails und Handys sorgen für Entspannung und für einen Ausgleich. Wichtig ist generell bei allen Methoden zur Entspannung, daß sie zu einem passen und daß die vollkommene Aufmerksamkeit in diesem Moment liegt.

Zusammenfassung

Egal, welche Faktoren bei uns Stress auslösen, wir sollten sensibel im Umgang mit diesem Thema sein und erste Warnsignale unseres Körpers und unserer Haut ernst nehmen. Wenn wir darauf reagieren und Phasen der Entspannung in unseren Alltag einbauen, vermeiden wir einen dauerhaft erhöhten Cortisolspiegel und die dadurch entstehenden Erkrankungen. Neben Hautproblemen wie Stresspickelchen, juckende und trockene Haut spielt die Psyche eine große Rolle. Da auch psychische Faktoren zu körperlichen Streßreaktionen und zu streß bedingten Hautproblemen führen können, dürfen wir die Psyche bei der Entspannung und der Behandlung der Streßsymptome nicht außer acht lassen. Wenn wir uns frühzeitig angewöhnen, auf erste Signale zu reagieren und unser Leben in Bezug auf Anspannung und Entspannung in Balance zu gestalten, läßt uns dies auf Dauer glücklicher, gesünder und produktiver sein.