Peinlich war gestern – Intimpflege: Beauty Trend oder Skin Care Essential?

Intimpflege ist ein wichtiges Thema, worüber sehr lange hinter vorgehaltener Hand gesprochen wurde. In den sozialen Medien gilt der Intimpflege, Monatshygiene sowie dem Thema Intimrasur ein zunehmendes Interesse und auch der stark wachsende Markt an speziellen Pflegeprodukten für diese Regionen bestätigt diesen Trend. Vor allem für uns Frauen ist die richtige Pflege des Intimbereichs neben der Gesichts- und Körperpflege für die Gesundheit essentiell.

Die Hygiene im Genitalbereich ist zudem sehr wichtig, da sie Infektionen vorbeugt und zum körperlichen Wohlbefinden beiträgt. Doch wie sieht die ideale Pflege im Intimbereich aus und gibt es hier Unterschiede zwischen den Geschlechtern? Diese und weitere Fragen werden im nachfolgenden Artikel beantwortet.

Reicht Wasser allein zur Intimpflege aus?

Grundlegend würde die Reinigung der Intimzone mit lauwarmem Wasser ausreichen. In Bezug auf den pH-Wert der Intimzone sowie die gesunde Hautbarriere ist Wasser allein allerdings keine gute Wahl. Da Wasser einen pH-Wert von 7 hat, entsprechend im pH-neutralen Bereich einzuordnen ist, die Intimzone der Frau aber im sauren Bereich zwischen ca. 3,8 bis 4,4 liegt, ist eine besondere Reinigung und Pflege notwendig. Produkte für diesen sensiblen Bereich sollten folglich auf den sauren pH-Wert eingestellt sein, um die Hautflora und das vaginale Mikrobiom gesund zu erhalten. Ein saurer pH-Wert hat zudem gesunderhaltene Auswirkungen auf die Hautschutzbarriere und bietet dadurch einen effektiven Schutz gegenüber dem Eindringen von pathogenen Keimen. Das Risiko von Infektionen, Reizungen, Trockenheit, Rötungen sowie die Entwicklung eines unangenehmen Geruchs auf Grund von Infektionen kann durch eine gesunde Hautschutzbarriere und ein starkes Mikrobiom reduziert werden. Herkömmliche Seifen und Duschgele dagegen können die Hautbarriere und den Säureschutzmantel im Intimbereich angreifen, da der pH-Wert nicht auf diesen Bereich abgestimmt ist und die Tenside häufig zu aggressiv sind. Dadurch wird die Keimflora negativ beeinflusst, so das schädliche Bakterien und Pilze sich leicht vermehren und einwandern können. Unerwünschte Geruchsbakterien haben dann ebenfalls leichtes Spiel. Das natürliche, gesunde und saure Milieu der Vagina ist die beste Abwehr gegenüber Austrocknung, Pilzen, Bakterien und Viren. Eine falsche oder übertriebene Intimpflege kann dieses Milieu allerdings gefährden oder zerstören. 

Gibt es Unterschiede zwischen den Geschlechtern in Bezug auf die Intimpflege?

Die Haut von Frauen und Männern ist in ihrem Aufbau und ihrer Struktur grundlegend sehr ähnlich. Einige Bestandteile der Haut unterscheiden sich jedoch in ihrer charakteristischen Anordnung und Menge: bei Frauen ist das Bindegewebe vor allem elastisch, da sich die Haut z.B. während einer Schwangerschaft stark dehnen und wieder zurückziehen muss. Bei Männern ist das Bindegewebe eher stark und fest, da männliche Haut genetisch bedingt nicht für starke Dehnungen vorgesehen ist. In Bezug auf die kosmetische Pflege der Haut können Männer durchaus mal in den Creme Tiegel ihrer Frau greifen. In Bezug auf die Intimpflege sieht es dagegen auf Grund der unterschiedlichen Anatomie anders aus. Die Geschlechtsorgane der Frau liegen zum Teil im Körperinnern, im Intimbereich stehen sie allerdings in Kontakt mit der Außenwelt. Beim Mann liegen die Geschlechtsteile außen. Penis, Hoden und After sollten täglich mit fließendem Wasser und einem milden Reinigungsprodukt gewaschen werden. Hier spielt der pH-Wert eine etwas andere Rolle als bei der Intimpflege der Frau: der pH-Wert beim Mann liegt überwiegend im hautneutralen Bereich, bedingt durch die außen liegenden Geschlechtsorgane. Dennoch sollten Männern ebenfalls auf milde Produkte zur Reinigung, Pflege und Rasur zurückgreifen. Hier eignen sich vor allem Feuchtigkeit, antibakterielle Inhaltsstoffe sowie beruhigende und kühlende Pflegeprodukte. Produkte mit einem hautneutralen pH-Wert sind ideal und verringern das Risiko von Infektionen und unangenehmen Gerüchen bei Männern. Für Frauen sind Intimpflege Produkte mit einem hautneutralen pH-Wert dagegen nicht geeignet. Frauen haben bedingt durch die Anatomie ein erheblich höheres Risiko für eindringende Keime und Infektionen und benötigen eine milde Reinigung und Pflege im leicht sauren Bereich. Durch die weibliche Anatomie sind Frauen anfälliger für die so genannten „aufsteigenden“ Infektionen: Keime wandern in diesem Fall von den äußeren Genitalien nach Innen in die Vagina und weiter bis zum Gebärmutterhals oder sogar weiter in den Organismus. Zusätzlich unterliegt der pH-Wert im weiblichen Intimbereich häufig Schwankungen, die durch äußere Faktoren wie die Einnahme von Hormonen, Medikamenten wie zum Beispiel Antibiotika, falsche Pflege und Krankheitserregern hervorgerufen werden. Bei Frauen zwischen 15 bis 50 Jahren ist ein pH-Wert von ca. 3,5 bei den Pflegeprodukten ideal. Mit zunehmendem Alter verändert sich der pH-Wert der weiblichen Intimzone hin zum neutralen Bereich. Durch die hormonelle Veränderung steigt der pH-Wert besonders in der Menopause an und befindet sich in dieser Lebensphase im pH-neutralen Bereich mit ca. 6,8. Diese Tatsache sollte bei der geeigneten Intimpflege während der Menopause und in den Jahren danach berücksichtig werden. Da die Intimpflege für Frauen den genannten Kriterien entsprechen sollte, ist es für Männer grundsätzlich einfacher, die Intimpflegeprodukte der Frau zu nutzen als umgekehrt

Welche Produkte sind für die Intimpflege besonders geeignet? 

Besonders empfehlenswert sind Reinigungs- und Pflegeprodukte mit milden Tensiden sowie pflegenden und durchfeuchtenden Wirkstoffen. Gleiches gilt für Produkte zur Intimrasur. Zusätzlich sind beruhigende und kühlende Wirkstoffe für die Pflege nach der Rasur und nach der täglichen Reinigung besonders geeignet. Zur falschen Reinigung zählen vor allem alkalische Seifen sowie reguläre Duschgele, Duschprodukte und heißes Wasser. Pflegeprodukte sollten neben Alkohol und aggressiven Tensiden frei von Allergenen sowie synthetischen und ätherischen Duftstoffen sein. Intimsprays mit künstlichen Duftstoffen sind ebenfalls als kritisch zu bewerten, da sie Hautreizungen verursachen, den Säureschutzmantel angreifen sowie für unangenehme Gerüche sorgen können. Teilweise kann es zu Reaktionen zwischen den Duftstoffen und den Haarfollikeln kommen, wodurch Reizungen und Entzündungen hervorgerufen werden. Bei eingewachsenen Härchen und Rasur Pickeln bedarf es einer gezielten Pflege. Keratolytische Wirkstoffe, die die Verhornung lösen und den Talg Fluß wieder ermöglichen stellen in diesem Fall die geeignete Behandlung dar. Eine vorbeugende Pflege, die neben keratolytischen Eigenschaften auch beruhigende Wirkstoffe enthält, ist bei bekannter Überempfindlichkeit auf die mechanische Reizung der Rasur regelmäßig anzuwenden. Neben kosmetischen Wirkstoffen kann das vaginale Mikrobiom mit Hilfe von geeigneten Bakterien in seiner Gesundheit unterstützt werden. Diese Bakterien bilden Milchsäuren und Feuchtigkeit und leben zudem mit dem vaginalen Mikrobiom in Einklang. Milchsäure schützt die Vagina vor dem Eindringen von Viren sowie Pilzen und Feuchtigkeit stärkt zudem die Barriere Funktion der Schleimhaut und dadurch die vaginale Gesundheit. Generell können entzündungshemmende Extrakte und Kräuter, Feuchtigkeit sowie Milchsäurebakterien pflegend und unterstützend auf die weibliche Intimzone wirken. Aber auch hier gilt: weniger ist mehr. Für eine gesunde Intimzone sollten die Intimreinigung und Pflegeprodukte nur in Maßen verwendet werden. Zusätzlich kann die Intimzone ab und an mal mit lauwarmem Wasser gewaschen werden. Grundsätzlich ist ein sanfter Umgang mit der sensiblen Haut wichtig, entsprechend sollte die Haut beim Abtrocknen nicht gerieben und zu stark gerubbelt werden.

Zusammenfassung

Um die vaginale Gesundheit von Frauen zu unterstützen und zu stäken ist eine gezielte Reinigung und Pflege wichtig. Zur Gesunderhaltung, Pflege und zur Prävention von Krankheiten gibt es eine Vielzahl an geeigneten Produkten, die mit dem richtigen pH-Wert unterstützend wirken. Da der Intimbereich zu den sensibelsten Regionen bei Frauen in Bezug auf Pflege und Schutz vor Infektionen zählt, ist es wichtig, daß ihm mehr Beachtung geschenkt wird. Der Fokus auf den Intimbereich durch die Vielzahl an neuen Kosmetikprodukten und das Thematisieren auf Social Media schenkt einer der sensibelsten Regionen der Frauen mehr Aufmerksamkeit. Ungeachtet, ob es ein Trendthema ist und wie die individuellen Vorlieben in Bezug auf die Rasur sind, bedeutet eine gesunde Vulva mehr Spaß am eigenen Körper, an der Sexualität und am Leben selbst.